Martina Drescher (Hrsg.)
Textsorten im romanischen Sprachvergleich


Band 4, 2002, 299 Seiten (vergriffen)
EUR 64,-
ISBN 978-3-86057-683-0
Reihe: Textsorten


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Vorwort 7 Aus dem Inhalt:

Vorwort
Elisabeth Gülich, Einleitung

A. KONTRASTIVER VERGLEICH VON TEXTSORTEN

  • Eva Martha Eckkrammer, Textsorten im interlingualen und -medialen Vergleich: Ausschnitte und Ausblicke (Abstract)
  • Martina Drescher, Theoretische und methodische Aspekte eines kontrastiven Textsortenvergleichs am Beispiel französischer und spanischer Todesanzeigen (Abstract)
  • Dorothee Kaiser, Möglichkeiten und Grenzen kontrastiver Textsortenforschung am Beispiel wissenschaftlicher Diskurstraditionen in Venezuela und Deutschland (Abstract)
  • Reinhard Meyer-Hermann, Texttypen und Sprachtypologie am Beispiel des Spanischen und Portugiesischen (Abstract)
  • Bernd Spillner, Die Textsorte Restaurantkritik im kontrastiven und interkulturellen Vergleich (Abstract)
  • Teresa Tomaszkiewicz, Théorie des modèles de textes appliquée à la traductologie: l'exemple du contrat de bail (Abstract)
  • Daniela Pirazzini, Ist Persuasion das Ziel der Argumentation? Das abwägende Verfahren in romanischen Texten (Abstract)

B. ENTWICKLUNG UND HISTORISCHER WANDEL VON TEXTSORTEN

  • Heidi Aschenberg, Historische Textsortenlinguistik - Beobachtungen und Gedanken (Abstract)
  • Barbara Frank-Job, Textkategorisierung in der frühen Romania (Abstract)
  • Susanne Greilich, Textsorten und Erzählformen in französischsprachigen "Volksalmanachen" des 18. und 19. Jahrhunderts (Abstract)
  • Bärbel Techtmeier, Textsorten im Wandel - die rumänische Presse der neunziger Jahre (Abstract)
  • Ulrich Dausendschön-Gay/Ulrich Krafft, Handlungszusammenhang - Schreibaufgabe - Textsortenvorstellung - Schreiben (Abstract)

C. PODIUMSDISKUSSION ZU „TEXTSORTEN IM KREUZFEUER. THEORETISCHE UND METHODISCHE ANFORDERUNGEN AN EINE TYPISIERENDE UND VER-GLEICHENDE BESCHREIBUNG VON TEXTEN": STATEMENTS

  • Elisabeth Gülich, Einleitung
  • Kirsten Adamzik, Kontrastive Textologie
  • Arnulf Deppermann, Textsortenklassifikation aus kognitiver Sicht
  • Hubert Knoblauch, Kommunikative Gattungen
  • Doris Tophinke, Texttypologien aus diachroner Sicht
  • Gerd Wotjak, Textsorten und Sprachvergleich

Register



Heidi Aschenberg: Historische Textsortenlinguistik - Beobachtungen und Gedanken.
Ausgehend von einschlägigen theoretischen Positionen zur Textsortenlinguistik entwickelt der Aufsatz ein Vierfelderschema, das zunächst die grundlegenden methodischen und thematischen Optionen einer jeden Analyse von historischen Textsorten aufzeigt: 1. synchrone Untersuchung und 2. diachrone Untersuchung von Textsorten jeweils innerhalb einer Einzelsprache oder einer Sprachgemeinschaft; 3. synchrone, komparative Analyse und 4. diachrone, komparative Analyse von Textsorten in verschiedenen Sprachen und Kulturen. Ergänzend zu den grundlegenden Optionen treten in den empirischen Arbeiten weitere Optionen hinzu wie Einbeziehung der medialen und varietätenlinguistischen Voraussetzungen von Textsorten; sozialgeschichtliche und sozialpragmatische Untersuchungen; Einfluss der Übersetzertätigkeit auf Ausbildung und Wandel von Textsorten. Das Vierfelderschema wird illustriert durch ausgewählte romanistische Fallstudien, die in den vergangenen Jahren publiziert worden sind.
Historical Text Typology - Observations and Reflections
Based on relevant theoretical positions concerning text typology this essay develops a diagram demonstrating the basic methodological and thematic options of any historical text type analysis: 1) synchronic and 2) diachronic analysis of text types in a single language or a single language community; 3) synchronic, comparative analysis and 4) diachronic, comparative analysis of text types in different languages and cultures. In addition to these basic options the empirical works demonstrate further options like consideration of the external conditions of communication, linguistic variation, socio-historical and socio-pragmatic factors, the influence of translation upon the development of text types. The different topics are illustrated by selected romance-language case studies published in the past years.

Ulrich Dausendschön-Gay/Ulrich Krafft: Handlungszusammenhang - Schreibaufgabe - Textsortenvorstellung - Schreiben.
Textsorten sind in der Diskursgemeinschaft konventionalisierte Lösungen für bestimmte Schreibaufgaben. Der Artikel versucht, an drei sehr unterschiedlichen Beispielen konversationeller Schreibinteraktionen zu zeigen, unter welchen Bedingungen Schreiber auf Textsorten zurückgreifen können. Textsorten vom Typ „Kochrezept" bieten kontextunabhängige Schreibregeln, die so präzise und verpflichtend sind, dass sie als Anleitung zur Herstellung eines Formulars beschrieben werden können. Textsorten vom Typ „offizieller Brief" (hier: in Frankreich) enthalten kontextsensitive Regeln, die den Brief an die Schreibsituation rückbinden. Schließlich gibt es problematische Situationen, die von der Diskursgemeinschaft nicht vorhergesehen werden und für die daher keine konventionalisierte Lösung angeboten wird. In diesen Situationen muss der Schreiber eine Schreibaufgabe erst erfinden. Ob für diese Schreibaufgabe Textsorten als Lösungshilfe bereitstehen, kann man nicht vorhersehen.
Activity scenario - Writing task - Presentation of text types - Writing
In the discourse community, text types are conventionalized solutions for certain writing tasks. The article attempts to show, through three very disparate examples of conversational interaction on the subject of writing, in what conditions writers can fall back on text types. Text types such as „food recipes" present non-context-sensitive writing rules which are so precise and obligating that they can be described as instructions for the compilation of a form to be filled in. Text types such as „official letters" (here: in France) contain context-sensitive rules which bind the letter to the writing scenario. Lastly there are problematic situations which have not been foreseen by the discourse community and for which, therefore, no conventionalized solution is offered. Whether text types are available as aids to the solution of such a writing task cannot be foreseen.

Martina Drescher: Theoretische und methodische Aspekte einer kontrastiven Textsortenbeschreibung am Beispiel französischer und spanischer Todesanzeigen.
Der Beitrag diskutiert am Beispiel französischer und spanischer Todesanzeigen die theoretischen und methodischen Implikationen des kontrastiven Textsortenbeschreibungen zugrundeliegenden Äquivalenzpostulats. Plädiert wird für eine genauere Analyse textsortenspezifischer Strukturierungs- und Formulierungsmuster, da erst deren Kenntnis zu einer differenzierteren Sicht vermeintlich identischer, aber kulturell unterschiedlich verankerter Textsorten führt.
Theoretical and methodological aspects of a contrastive analysis of text types. The case of French and Spanish obituaries
Based on French and Spanish obituaries, this paper discusses the theoretical and methodological implications of the equivalence postulate underlying a contrastive analysis of text types. It argues for a detailed description of structural and formulaic patterns specific to certain text types. This seems to be a condition for a fuller understanding of apparently identical text types in different cultures and/or speech communities.

Eva-Martha Eckrammer: Textsorten im interlingualen und -medialen Vergleich: Ausschnitte und Ausblicke
Ausgehend von Überlegungen zur Entstehung und Entwicklung einer kon-trastiven Textologie behandelt der Beitrag ausgewählte Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das von 1994 bis 1999 an der Universität Salzburg durchgeführt wurde. Traditionelle methodische Ansätze und Problemstellungen kontrastiver Textanalysen werden dabei ebenso kritisch unter die Lupe genommen wie die Möglichkeiten einer intermedialen Ausweitung des Forschungsinteresses. Konkret werden Ergebnisse aus Untersuchungen zu den Textsorten Todesanzeige, Packungsbeilage von Medikamenten, Kochrezept und Kontaktanzeige exemplarisch herausgegriffen und referiert. Abschließend diskutiert der Beitrag mögliche (Neu-) Orientierungen und Desiderata der Forschungsrichtung.
Text types compared across languages and media: examples and perspectives
The paper departs from an overview on the genesis and development of contrastive textology which serves as a base to address selected results of a scientific project carried out at the University of Salzburg between 1994 and 1999. It critically deals with methodical approaches and problematic issues in contrastive text analysis as well as possibilities of extending the research interest to the exploration of the impact of media. The selected results discussed as examples involve studies on the following genres: obituary, packing supplement, cooking recipe and contact ad. At last it examines possible (re-) orientations and future developments that might enable the field to progress.

Barbara Frank-Job: Textkategorisierung in der frühen Romania
Thema dieses Beitrags ist die Entstehung und Ausdifferenzierung schriftlicher volkssprachlicher Texttypen in der mittelalterlichen Romania. Texttypen werden betrachtet als metahistorisch anwendbare Kategorien, die sowohl dem heutigen Beobachter als auch dem historischen Akteur zur kommunikativen Orientierung dienen. Das Auftreten und die schrittweise Habitualisierung schriftlicher volkssprachlicher Texte im Mittelalter erfordert von den historischen Akteuren die Ausbildung neuer, kollektiv gültiger Konzepte und Kategorien für diese Texte. Dieser Prozess der Konzeptualisierung und Kategorisierung wird analysierbar dank zahlreicher metakommunikativer Äußerungen, mit denen die historischen Akteure ihre Kategorisierungen kommentiert haben. Wie Beispiele aus verschiedenen Gebieten der mittelalterlichen Romania belegen, waren bei diesem Prozess beide Bereiche mittelalterlicher Kultur maßgebend: die orale volkssprachliche Tradition und die schriftkulturelle lateinische Tradition. Der „longue-durée"-Prozess der Ausbildung schriftlicher Texttypen in den verschiedenen romanischen Idiomen kann nun betrachtet werden als langsame Entwicklung von ursprünglich an Konzepten der oralen Tradition orientierten Kategorisierungspraktiken hin zu Konzeptualisierungen und Kategorisierungen, die zutiefst schriftkulturell bestimmt sind.
Categorization of texts in the early Romania
The subject of this report is the development and early differentiation of text types in the Romance languages during the middle ages. Text types are considered as metahistorically applicable categories which guide the communicative orientation of both historical members and modern scholars. The emergence and routinization of written vernacular texts in the middle ages required the development of new forms of collectively shared concepts and categories for these texts. This process can be described by means of the metacommunicative comments that the historical members made on their categorization activities. As can be shown in examples out of different romance languages, these categorization activities are strongly influenced by the coexisting domains of early medieval culture, the oral vernacular tradition and the scriptural Latin tradition. Both of them show their typical ways of text conceptualisation and text categorization. The „longue-durée"-process of developing written text traditions in romance vernaculars can be considered as a long-term shift from basically „oral" text categorization to categorization influenced by „scriptural" attitudes to the written text.

Susanne Greilich: Textsorten und Erzählformen in französischsprachigen „Volksalmanachen" des 18. und 19. Jahrhunderts.
Der Beitrag widmet sich der Struktur und dem Wandel eines der bedeutendsten populären Druckmedien der Frühmoderne, dem Volksalmanach des Typs Hinkender Bote/Messager boiteux. Während die lange Zeit als „Trivialliteratur" geschmähten Volksalmanache seit den 1970er Jahren von Seiten der Volkskunde und der Geschichtswissenschaft Aufmerksamkeit erfuhren, haben die Literatur- und auch die Sprachwissenschaft ihnen bisher wenig Beachtung geschenkt. Ein Blick auf die Textsorten des Messager boiteux vermag aber nicht nur ein differenzierteres Bild vom Inhalt des Volksalmanachs im Verlaufe des 18. und 19. Jahrhunderts zu geben, sondern auch die unterschiedlichen Funktionen zu beleuchten, die er in der Frühmoderne für seine Leserschaft übernommen hat: die der Information, der Unterhaltung und der moralischen Belehrung.
Text types and narrative forms in French popular almanacs of the 18th and 19th century
This contribution focuses on the structure and the development of one of the most popular print media of the Eighteenth and Nineteenth century: the almanac of the type Messager boiteux/Hinkender Bote. While historians have drawn their attention to popular press since the 1970s, German and French philology have neglected the popular almanac. The analysis of the different genres published in these media, however, does not only enable us to draw a more detailed picture of the contents of the popular almanac, but also shows which functions it fulfilled for its readers: information, entertainment, and moral instruction.

Dorothee Kaiser
: Möglichkeiten und Grenzen kontrastiver Textsortenforschung am Beispiel wissenschaftlicher Diskurstraditionen in Venezuela und Deutschland
.
In diesem Beitrag werden einige grundsätzliche und methodische Fragen der kontrastiven Textsortenlinguistik aufgeworfen und am Beispiel wissenschaftlicher Diskurstraditionen aus Venezuela und Deutschland erörtert. Der Vergleich normativer Schreibanleitungen und die Ergebnisse einer Umfrage zeigen, dass das Textsortenspektrum in der Sprach- und Literaturwissenschaft die jeweiligen Hochschultraditionen widerspiegelt und nicht nur kulturelle, sondern auch fachspezifische Unterschiede aufweist. Die Ergebnisse der kontrastiven Textanalyse studentischer Texte aus Venezuela und Deutschland zeigen darüber hinaus, dass die kulturelle Geprägtheit vor allem im Gliederungsverfahren, im Umgang mit den Quellen und in der Darstellungshaltung des Autors aufgezeigt werden kann.
Possibilities and limitations of contrastive text analysis, with reference to Venezuelan and German academic texts
In this article, theoretical and methodological questions in contrastive text linguistics are discussed and exemplified with reference to academic writing traditions in Venezuela and Germany. Text books, style sheets, and other types of prescriptive texts are compared. The analysis of these texts is complemented with an inquiry into academic writing styles in Venezuelan and German universities. In the light of this pragmatic and sociocultural context, the contrastive analysis of the texts of Venezuelan and German university students shows that they reflect cultural characteristics of Venezuelan and German academic traditions very clearly. The differences are particulary noticeable in text structure, the use of citation and references, and the voice of the author in the text.

Reinhard Meyer-Hermann: Texttypen und Sprachtypologie (am Beispiel des Spanischen und Portugiesischen).
Seit Greenberg 1966 werden die romanischen Sprachen hinsichtlich ihrer Basis-Konstituenten-Abfolge typologisch als SVO-Sprachen charakterisiert: „It is often assumed that this is the unmarked (typical) order in declarative sentences and in most cases of embedded clauses" (Arnaiz 1998: 49). Andererseits betonen Bernárdez/Tejada (1995: 228): „the dominant order may thus be different according to the text type a particular text belongs to". In diesem Beitrag wird zum einen dafür argumentiert, dass Sprachen hinsichtlich ihrer Konstituenten-Abfolge nicht durch eine einzige Abfolge-Formel (z.B. SVO), sondern durch ein geordnetes Set präferierter Abfolge-Typen zu kennzeichnen sind. Zum anderen wird auf anhand der Analyse spanischer und portugiesischer Texte gezeigt, dass die texttypspezifische Distribution von Konstituenten-Abfolge-Typen eine Basis für die typologische Klassifikation sein muss.
Text types and language typology (with examples from Spanish and Portugese)
Since Greenberg 1966 the Romance languages have usually been characterized with respect to their constituent order as belonging to the SVO-type: „It is often assumed that this is the unmarked (typical) order in declarative sentences and in most cases of embedded clauses" (Arnaiz 1998: 49). On the other hand, Bernárdez/Tejada (1995: 228) show that „the dominant order may thus be different according to the text type a particular text belongs to". In this contribution, I will argue that, on the one hand, languages cannot be characterized as to their constituent order by a single constituent-order-formula (e.g. SVO). My position is that languages must be described by an ordered set of types of constituent orders. On the other hand, it will be shown on the basis of Spanish and Portuguese corpora that text-typical distribution of constituent order types should be the point of departure for the word order-based typological classification of languages.

Daniela Pirazzini: Ist Persuasion das Ziel der Argumentation? Das abwägende Verfahren in romanischen Texten
In der Argumentationstheorie ist die Persuasion immer verbunden mit dem Urteil des Argumentierenden. Doch zeigt die rhetorische Figur der Dubitatio, dass eine Argumentation auch vorgetragen werden kann, wenn keine endgültige Entscheidung getroffen wird. In der Praxis wird diese rhetorische Figur in vielen Presse-Kommentaren des Spanischen und Italienischen benutzt. Der Beitrag zeigt, dass die Textualisierung des Abwägungsprozesses auf einer festen, rekurrenten Struktur beruht.
Is persuasion the aim of argumentation? The pondering technique in Romance texts
In argumentation theory persuasion is always linked with the perspective of its authors. Yet the rhetorical figure of the dubitatio demonstrates that an argumentation can be uttered without the author's perspective. In practice it is used as a rhetorical figure in many commentaries in the Italian and the Spanish language. It has herein been proved that the textualisation of the pondering technique is based upon a fixed and recurring structure.

Bernd Spillner: Die Textsorte Restaurantkritik im kontrastiven und interkulturellen Vergleich
Der Beitrag skizziert zunächst Geschichte und methodische Anforderungen des interlingualen Textsortenvergleiches innerhalb einer kontrastiven Textologie. Dabei werden besonders das „tertium comparationis" und die Vergleichbarkeit von Textsortencorpora herausgearbeitet. Am Beispiel der Kontrastierung von deutschen und französischen Restaurantkritiken werden sprachliche und kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede beschrieben. Ermittelte Kontraste betreffen Lexik, Syntax, Stil, aber auch kulturelle Konventionen.
Contrastive and intercultural comparison of the genre restaurant criticism
The article sketches first of all the history and methodical requirements of the interlingual comparison of genre within a contrastive textology. In particular, the „tertium comparationis" and the comparability of text corpora are worked out. Taking the comparison of German and French restaurant criticism as an example, linguistic and cultural similarities and differences are described. Contrasts can be found on the lexical, syntactical, and stylistic level, but also within cultural conventions.

Bärbel Techtmeier: Textsorten im Wandel - Die rumänische Presse der neunziger Jahre
Das Wissen der Sprecher um die Spezifik einzelner Textsorten steuert sowohl die Textproduktion als auch die Textrezeption in erheblichem Maße. Globalere Textmuster und einzelne Textsortenmerkmale bilden in diesem Prozess Konstanten, an denen sich Sprecher/Schreiber ebenso orientieren wie Hörer/Leser. Aber auch diese Konstanten bleiben - über einen längeren Zeitraum betrachtet - keineswegs immer „konstant": Sprachexterne und -interne Ursachen können zu erheblichen Veränderungen einer Textsortenlandschaft führen (durch das Entstehen oder den Verlust von Textsorten, durch unterschiedliche Relevantsetzungen etc.) bzw. innerhalb von Textsorten zu Veränderungen der Merkmale, die auf den einzelnen Strukturebenen der jeweiligen Textsorte zugeschrieben werden. Von besonderer Bedeutung ist dabei das bewusste Vermischen von Merkmalen unterschiedlicher Textsorten durch die Sprecher. Diese Prozesse werden am Beispiel rumänischer Pressetexte der neunziger Jahre erläutert.
Changing types of text - the Rumanian press of the nineties
Changing types of text - the Rumanian press of the nineties Discourse production and reception are considerably determined by the speakers' knowledge of the special features of text types. In this process, general text patterns and individual characteristics of text types provide invariants which serve as orientation for speakers/writers and listeners/readers. Nevertheless, these invariants do not remain unchanged when viewed over a longer period of time. Internal and external causes can lead to considerable changes (e.g. through the appearance or disappearance of text types). They can also alter the individual characteristics attributed to the various text types at the different structural levels. As examples from the Rumanian press of the nineties readily prove, the deliberate merging of text types is particularly interesting.

Teresa Tomaszkiewicz: Die Anwendung der Textmustertheorie in der Übersetzungswissenschaft (am Beispiel von französischen und polnischen Mietverträgen).
Die Übersetzungswissenschaft hat verschiedentlich von den Errungenschaften der Sprachwissenschaft Gebrauch gemacht. In den fünfziger und sechziger Jahren stand sie unter dem Einfluss der vergleichenden Sprachwissenschaft, indem sie den Übersetzungsprozess als einen Übergang von Sprache A zu Sprache B modellierte. Die siebziger Jahre brachten eine wesentliche Veränderung der Perspektive und eine Modifikation des Operationsschemas der Übersetzung mit sich, die nun als Übergang von einer Äußerung in der Sprache A zu einer Äußerung in der Sprache B angesehen wird. Auch die kontrastive Textologie, die sich vorrangig für hochgradig standardisierte Texttypen mit verfestigter Struktur interessiert und diese im Sprach- und Kulturvergleich analysiert, hat die Übersetzungswissenschaft beeinflusst. Der Übersetzer von Gebrauchstexten hat oft mit solchen formelhaften Texten zu tun, wobei er verfestigte Sprachstrukturen, die für ein Muster charakteristisch sind durch entsprechende Formen in der Zielsprache ersetzen muss. Die großen Veränderungen im wirtschaftlich-politischen System haben seit Anfang der neunziger Jahre zu einer Vervielfältigung der Rechts- und Handelskontakte zwischen Polen und dem Ausland beigetragen. Dies hat zur Folge, dass in immer größerem Umfang verschiedene Dokumente und rechtliche Verträge zu übersetzen sind. Die Praxis zeigt, dass sogar die einfachsten privatrechtlichen Verträge wie Miet-, Darlehens- oder Kaufvertrag nicht immer eine identische Form in den verschiedenen, sprachlich-kulturellen Gemeinschaften haben. Zudem sind die rechtlichen Konsequenzen der Unterzeichnung solcher Verträge in den einzelnen Rechtssystemen nicht immer gleich. Daraus erwächst für den Übersetzer die Notwendigkeit, die entsprechenden Textmuster, die konkrete Rechtsakte in verschiedenen Gesellschaften realisieren, zu beschreiben. Im Mittelpunkt dieses Beitrags steht die kontrastive Betrachtung des Mietvertrags im Polnischen und im Französischen Die Mietverträge weisen wesentliche Differenzen, aber auch viele Ähnlichkeiten auf. Ihre Analyse erlaubt es zugleich, die Grenzen der Verwendbarkeit der kontrastiven Textologie in der Übersetzungstheorie zu bestimmen.
Application of text models theory in translation studies: the case of French and Polish lease contracts
Over the years translation studies have drawn upon the achievements of linguistics in numerous ways. In the fifties and sixties translation studies were affected by contrastive linguistics; the translation process was seen as a transition from the source language into the target language. The seventies brought a significant change of approach and a modified model of a translation process. It is perceived as a transition from an utterance in the source language into an utterance in the target language. The new developmental stage of translation studies is influenced by contrastive textology, which aims at describing and comparing stereotypical types of text. Although these stereotypical texts appear in various cultures and linguistic areas, their form does not have to be identical. The translator is frequently exposed to such texts. He has to replace fixed forms typical of a given form model by appropriate forms in the target language. Substantial changes in the Polish economic and political system in the nineties have multiplied legal and commercial contacts between Poles and foreigners. This situation generates a growing necessity to translate various documents and legal contracts. However, from the practical point of view, even the simplest civil law contracts, such as lease contract, loan contract or a contract of sale/purchase do not always have a similar form in different linguistic and cultural areas. Hence, the legal consequences of such signed contracts in a given legal system are not always similar. Since appropriate administrative bodies may not be aware of differences at such a level it seems crucial to describe text models realized by given legal acts in various societies, which could definitely facilitate the work of translators who are not necessarily lawyers at the same time. A contrastive analysis of a Polish and a French contract of lease explicitly identifies crucial differences but also numerous similarities, which justifies to talk about a specific model for such texts. Moreover, the analysis helps to specify the area of usefulness of contrastive textology in translation theory. These two areas are undoubtedly connected but one should not equal them in the same way that one should not equal comparative linguistics and translation studies.


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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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