Ligue des Droits de l'Homme


lendemains, 23. Jahrgang 1998/1
Heft 89
EUR 14,30
ISBN 978-3-86057-960-2


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Inhalt:

Dossier

François Beilecke / Hans Manfred Bock (éd.): Demokratie, Menschenrechte, Völkerverständigung - Die Ligue des Droits de l’Homme und die deutsch-französischen Beziehungen von der Jahrhundertwende bis zum Zweiten Weltkrieg

François Beilecke: Die Ligue des Droits de l’Homme als Prototyp moderner Menschenrechtsbewegungen - zur Aktualität und Forschungslage

Emmanuel Naquet: Die Ligue des Droits de l’Homme. De la défense de l’individu à la défense des peuples? (Resümee)

Françoise Basch: Victor Basch et l’Allemagne: dialogue et dissonance (Resümee)

François Beilecke: Der Deutschlanddiskurs in den Cahiers des Droits de l’Homme 1920 bis 1930: Begründungsstrategien der Ligue des Droits de l’Homme für eine französische Annäherung (Résumé)

Hans Manfred Bock: Heimatlose Republikaner in der Weimarer Republik. Die Deutsche Liga für Menschenrechte (vormals Bund Neues Vaterland) in den deutsch-französischen Beziehungen

Discussion

Achim Schröder: Politische Karikatur als Medium der politischen Öffentlichkeit: Neuere deutschsprachige Literatur zur politischen Karikatur Frankreichs

Dorothea Führe: Frankreich als alliierte Besatzungsmacht in Deutschland: neue Forschungen, alte Stereotypen - Eine Schulbuchanalyse

Actuelles

Sabine von Oppeln: Deutsch-Französische Zusammenarbeit in Europa - das Ende einer privilegierten Beziehung?

In memoriam

Erika Tunner: Jacques Droz (1909-1998)


Resümee: EMMANUEL NAQUET, VON DER VERTEIDIGUNG DES EINZELNEN ZUR VERTEIDIGUNG DER VÖLKER, legt dar, wie die Ligue des Droits de l'Homme (LDH = die Liga für Menschenrechte), die auf dem Höhepunkt der Dreyfus-Affäre gegründet wurde, rasch von der Verteidigerin eines Einzelnen, der zu unrecht verurteilt wurde, zur Vertreterin eines ganzen Wertesystems über den Einzelfall hinaus geworden ist: des Rechts, der Wahrheit und der Gerechtigkeit. Als Institution verankert die LDH von Anfang an ihre Aktivitäten in einer universalistischen, nationale Interessen überschreitenden Menschenrechtsethik. Ihr Streben nach einer Internationalisierung des Freiheitsrechts konkretisiert sich allerdings vor allem als ein Streben nach Rechtlichkeit in den internationalen Beziehungen. Ihre Friedensbemühungen sind wesentlich juristischer Natur, die auf vertragliche Regelungen und Demokratisierung der diplomatischen und zwischenstaatlichen Beziehungen abzielt. Man kann darin unschwer grundlegendes kantianisches Denken erkennen, das auf universelle Rechtsprechung in einer vom Recht befriedeten und mit Vernunft begabten Welt drängt. Während sich die LDH beim Aufkommen der nationalistischen Strömungen zu Beginn des Jahrhunderts 1914 mehrheitlich auf pazifistischen Patriotismus einläßt, kämpft eine pazifistische Minderheit der LHD für einen sofortigen Frieden. Doch nachdem sich die LDH während des Krieges für den Schutz der individuellen und allgemeinen Freiheiten engagiert und das Recht der Völker auf Selbstbestimmung eingefordert hatte, wird sie durch den Frieden von Versailles und die Bedingungen des Völkerbundes enttäuscht, die das universelle Recht zugunsten einer Kriegskultur zur idealistischen Wirkungslosigkeit verdammen. Man muß paradoxerweise bis zu den 30er Jahren und vor allem bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg warten, damit die Rechte als universelle verkündet werden, die aber immer noch dem Recht für das Individuum den Vorrang einräumen.


Resümee: Françoise Basch, Victor Basch und Deutschland: Dialog und Mißklang schildert den philosophischen, politischen und beruflichen Werdegang von Victor Basch unter dem Blickwinkel seiner Beziehung zu Deutschland. Im Leben des Lehrers und Philosophen Basch spielte Deutschland eine Schlüsselrolle. Er unterhielt mit diesem Land einen ununterbrochenen, intensiven Dialog. Über das Studium der Philosophie sowie der deutschen Sprache und Literatur kam Basch zu einer Konzentration, Ideengeschichte und Literaturwissenschaft, die er an den Universitäten von Nancy, Rennes und Paris studierte und unterrichtete.
Bei der Darstellung seines Werdegangs wird insbesondere auf drei Stationen eingegangen: Während des Ersten Weltkriegs schlägt sich Victor Basch im ganzen auf die Seite der „Union sacrée“ und vertritt einen sogenannten „defensiven“ Patriotismus. Zugleich hält er aber beständig nach pazifistischen Signalen aus deutscher Seite Ausschau. Nach Kriegsende kämpft er dann gegen die harschesten Paragraphen des Versailler Abkommens im Bemühen, Deutschland vor dem Abrutschen in einen katastrophalen Zustand zu bewahren, der negative Auswirkungen auf ganz Europa haben würde. „L’amant de la paix“ predigt unablässig die deutsch-französische Annäherung und bietet Nationalisten wie Rechtsextremen aus beiden Ländern die Stirn. Ab 1930 schließlich widmet er sich der Entlarvung des Naziregimes. SIPO, SD und Miliz ermorden den Achtzigjährigen und seine Frau am 10. Januar 1942.


Résumé: FRANCOIS BEILECKE, LE DISCOURS SUR L’ALLEMAGNE DANS LES CAHIERS DES DROITS DE L’HOMME DE 1920 A 1930 se propose d’éclairer, à l’aide d’une recherche basée sur l’analyse du discours, la manière dont a été traité l’ensemble des thèmes concernant l’Allemagne dans les Cahiers des Droits de l’Homme des années 20. Il en ressort que pour des représentants directeurs de la Ligue des Droits de l’Homme – parmi eux Victor Basch, Théodore Ruyssen, Henri Guernut, Emile Kahn –, il existait une bonne Allemagne, ralliée à un pacifisme démocratique, et une mauvaise Allemagne adhérant à un militarisme impérialiste. L’analyse met en lumière que la LDH s’est prononcée très tôt en faveur d’un rapprochement franco-allemand et qu’en s’appuyant sur le concept des „Deux Allemagnes“, elle a exercé une influence massive sur le processus de formation de l’opinion au sein du milieu républicain de gauche, dans le but de faire apparaître praticable et souhaitable une entente avec l’Allemagne démocratique. La LDH se révèle ainsi au niveau discursif comme un acteur important dans la genèse de l’“Esprit de Locarno“.


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