Michael Hoffmann (Hrsg.)
Lernen als Zeichenprozess


(Bild folgt) ZfS, Band 22 Heft 1/2000
EUR 17,50
ISBN 978-3-86057-944-2


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Aus dem Inhalt:

  • Michael Hoffmann: Einleitung (Zusammenfassung)
  • André De Tienne: Lernen, Geist, Semiose (Zusammenfassung)
  • Michael Hoffmann: Die Paradoxie des Lernens und ein semiotischer Ansatz zu ihrer Auflösung (Zusammenfassung)
  • Falk Seeger: Lernen mit grafischen Repräsentationen: Psychologische und semiotische Überlegungen (Zusammenfassung)
  • Michael Hoffmann und Marcel Plöger: Mathematik als Prozess der Verallgemeinerung von Zeichen. Eine exemplarische Unterrichtseinheit zur Entdeckung der Inkommensurabilität (Zusammenfassung)
  • Veranstaltungen
  • Veranstaltungskalender
  • Förderpreis Semiotik der DGS
  • Nachrichten aus der DGS
  • Vorschau auf den Thementeil der nächsten Hefte



Zusammenfassung. MICHAEL HOFFMANN (Universität Bielefeld), Einleitung. Lernen als Zeichenprozess.
Ziel dieser Einführung in die Thematik ist zu zeigen, welche Rolle semiotische Theorieansätze in der Tradition von Peirce im Blick auf zwei prominente Forschungstraditionen der Pädagogik und Entwicklungspsychologie spielen können: die durch Vygotskij begründete "kulturhistorische Schule" einerseits und die von Piaget ausgehenden "konstruktivistischen" Ansätze andererseits. Des weiteren wird ein Überblick über die Aufsätze des Themenheftes gegeben. 


Zusammenfassung. Andre De Tienne, Lernen, Geist, Semiose.
Das schwer zu bestimmende Wesen des Lernens zu erfassen, erfordert theoretische Werkzeuge, die in einer tiefergehenden Analyse der allgemeinen Mechanismen von Repräsentation erhärtet worden sind. Peirces semiotische Logik bietet gerade solch eine Analyse und solche Werkzeuge an. Dieser Artikel prüft fünf Behauptungen, die einer der aufschlussreichsten Peirceschen Schriften zu diesem Thema entnommen sind: dass es eine wesentliche Beziehung zwischen Lernen und dem Fluss der Zeit gibt, dass Lernen ein kontinuierlicher Prozess ist, dass es gleichsam Schließen ist, dass es Interpretation ist, und schließlich, dass es Repräsentation ist, und somit ein anderer Name für die zentrale Peircesche Kategorie der Drittheit. Ich schlage unter anderem vor, Lernen als einen Prozess der zunehmenden Sensibilisierung für alle Arten von Zeichen zu verstehen, der begleitet wird durch ein fortschreitendes Erfassen der allgemeinen konditionalen Gesetze, deren Realisierung die Gestalt der Zukunft bestimmt.


Zusammenfassung. Michael Hoffmann (Universität Bielefeld), Die Paradoxie des Lernens und ein semiotischer Ansatz zu ihrer Auflösung.
Den Prozess des Lernens verstehen zu wollen, setzt eine Auseinandersetzung mit der zuerst von Platon und dann von Jerry Fodor formulierten Paradoxie des Lernens voraus, die auf folgende Frage verweist: Wie ist der Übergang zwischen Wissensstufen erklärbar, wenn eine neue kognitive Struktur dadurch definiert ist, dass sie Elemente enthält, die weder deduktiv aus der vorangehenden Stufe ableitbar sind noch allein induktiv aus der Erfahrung gewonnen werden können? Im vorliegenden Artikel wird gezeigt, dass Piagets Versuch, dem Einwand Fodors mit der Entwicklung eines Begriffs der Möglichkeit gerecht zu werden, aufgrund seiner zu starken Orientierung am Erkenntnissubjekt letztlich nicht überzeugen kann. Als eine mögliche Lösung wird dagegen Peirces Konzept "diagrammatischen Denkens" vorgestellt, das es erlaubt, Lernen als einen Prozess zu verstehen, in dem der Lernende in der Konstruktion von Diagrammen zum einen vage Möglichkeiten seines Denkens überhaupt erst einmal fixiert und damit zum Gegenstand einer Betrachtung machen kann, und ihm zum anderen im Experimentieren mit diesen Diagrammen andere Relationen zwischen dessen Teilen deutlich werden als die in seiner Konstruktion verwandten. 


Zusammenfassung. Falk Seeger (Universität Bielefeld), Lernen mit grafischen Repräsentationen: Psychologische und semiotische Überlegungen.
Der vorliegende Beitrag skizziert einige theoretische Aspekte einer psychosemiotischen Perspektive auf das Problem des Lernens mit grafischen Repräsentationen. Der kulturhistorische Ausgangspunkt dieser Überlegungen drückt sich in der Überzeugung aus, dass ein konzeptioneller Fortschritt vor allem mit der Klärung der Spezifik von externen Repräsentationen, ihrer Genese und ihres Gebrauchs, verbunden ist. Ein vertieftes Verständnis der Wirkungen von Lernen mit Repräsentationen erfordert zunächst, den Zusammenhang von externen und internen Repräsentationen besser zu verstehen. Dazu gehört vor allem die Idee der qualitativen Verschiedenartigkeit von Repräsentationssystemen, die erklärt, warum diese Systeme nicht nahtlos ineinander übersetzt und abgebildet werden können. Daraus ergibt sich als Forderung an der Unterricht und seine Bezugswissenschaften, dass der unter didaktischer Perspektive oft klassisch als Routine erscheinende Wechsel von Repräsentationsformen nicht als Lösung, sondern als das eigentliche Problem betrachtet werden muss. 


Zusammenfassung. Michael Hoffmann, Marcel Plöger(Universität Bielefeld), Mathematik als Prozess der Verallgemeinerung von Zeichenbegriffen: Eine exemplarische Unterrichtseinheit zur Entdeckung der Inkommensurabilität.
Den Sinn mathematischer Bildung im Unterricht verständlich zu machen setzt voraus, dass Schülerinnen und Schüler eine Vorstellung davon gewinnen, worin das Wesen der Mathematik gesehen werden kann. Der Artikel entfaltet hierzu eine These, dass nämlich Mathematik als Prozess der Verallgemeinerung von Zeichen verstanden werden kann, und er entwirft einen Vorschlag für eine Unterrichtseinheit, in der diese These anhand eines historischen Beispiels, der Entdeckung der Inkommensurabilität, plausibel und anschaulich gemacht werden soll. Daneben verfolgt die Unterrichtseinheit folgende Ziele: Sie soll zeigen, dass das Lernen selbst als ein Prozess der Verallgemeinerung von Repräsentationssystemen verstanden werden kann, so dass die Entwicklung mathematischen Denkens geradezu als Paradigma für Erkenntnisentwicklung und Lernen dienen kann. Und es soll deutlich werden, dass für individuelle wie für wissenschaftsgeschichtliche Verallgemeinerungsprozesse erstens eine Komplementarität von anschaulichen und formalen Repräsentationen und zweitens die Schaffung neuer idealer Gegenstände und entsprechender Zeichen wichtig sind. Die Unterrichtseinheit wird am Ende des Artikels in drei Blöcken im Detail entfaltet. Vorher werden Materialien zur Entdeckung der Inkommensurabilität und zum geistesgeschichtlichen Kontext in Form einer kritischen Darlegung des Forschungsstandes bereit gestellt.


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