Mit Beiträgen von Martin Brunner, Thorsten Roelcke, Peter Klimczak und Günter Wirsching, Arnold Groh, Sylvia Jaki, Petra Bacuvcíková und Radim Bacuvcík sowie Robert Boroch


November 2020, Band 40, Heft 3-4/2018, 160 Seiten, kart.
EUR 65,00
ISBN 978-3-95809-671-4


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Aus dem Inhalt:

 

Martin Brunner: Diagrammatik in Mathematik und Musik

Summary. This article compares diagrams and the so-called diagrammatic thinking in mathematics and music. Differences in the use of signs and in the formation of meaning are made visible.

Zusammenfassung. Im vorliegenden Aufsatz werden Diagramme und das sogenannte diagrammatische Denken in Mathematik und Musik miteinander verglichen. Es werden dabei Unterschiede im Zeichengebrauch und in der Bedeutungsbildung sichtbar gemacht.

 

Thorsten Roelcke: Faktoren effizienter Fachkommunikation

Summary. In order to clarify the question of which factors determine the quality and quantity of linguistic and non-linguistic appearances within efficient specialist communication, this article first presents a model of communicative efficiency and various examples of efficient communication. Following this, four general factors of professional communicative efficiency are introduced and exemplified on the basis of Grice’s maxims. Finally, a distinction is made between factors of communicative efficiency on the level of texts on the one hand and on that of linguistic and semiotic systems on the other.

Zusammenfassung. Zur Klärung der Frage, welche Faktoren die Qualität und Quantität sprachlicher und nichtsprachlicher Erscheinungen innerhalb effizienter Fachkommunikation bestimmen, werden in dem vorliegenden Beitrag zunächst ein Modell kommunikativer Effizienz sowie verschiedene Beispiele für effiziente Kommunikation vorgestellt. Im Anschluss hieran werden auf der Grundlage der Kommunikationsmaximen von Grice vier generelle Faktoren fachkommunikativer Effizienz eingeführt und exemplifiziert. Abschließend wird zwischen Faktoren kommunikativer Effizienz auf der Ebene von Texten einerseits und auf derjenigen sprachlicher und semiotischer Systeme andererseits differenziert.

 

Peter Klimczak und Günther Wirsching: Maschinensemiotik

Summary. Despite their satisfactory speech recognition capabilities, current speech assistive devices still lack suitable automatic semantic analysis tools as well as useful representations of world knowledge. Instead, current technologies require users to learn the command words necessary to effectively operate and work with a machine. Such a machine-centered approach is not only frustrating for users, recognizing one basic difference between the semiotics of humans and machines makes this also unnecessary: For a machine, the meaning of a (human) utterance is defined by its scope of action. Machines, thus, do not need to understand the meanings of individual words, nor the meaning of phrasal and sentence semantics that combine individual word meanings with additional implicit world knowledge. For speech assistive devices, the learning of machine specific meanings of human utterances by trial and error should be sufficient. Using the trivial example of a cognitive heating device, we will show that – based on Skinner’s learning theory – this process can be formalized as the learning of utterance-meaning pairs (UMP). This is followed by a detailed semiotic contextualization of the previously generated signs.

Zusammenfassung. Trotz teils hervorragender Spracherkennungsleistungen verfügen aktuelle Sprachassistenzsysteme weder über eine geeignete automatische Semantikanalyse noch eine brauchbare Weltwissensrepräsentation. Dementsprechend behilft man sich damit, den Nutzer Signal- oder Befehlswörter zur Steuerung der Maschine lernen zu lassen. Ein solcher, für den Anwender oft frustrierender, Ansatz wäre jedoch unnötig, wenn man sich eines grundlegenden Unterschieds in der Semiotik von Menschen und Maschinen vergegenwärtigt: Für Maschinen ergibt sich die Bedeutung einer (menschlichen) Äußerung ausschließlich aus ihrem maschinellen Handlungsspielraum. Maschinen müssen daher auch nicht die Bedeutung einzelner Wörter und die sich aus diesen Wortbedeutungen und zusätzlichem impliziten Weltwissen ergebende Satzsemantik verstehen. Es reicht aus, dass man die Maschine im Trial-and-Error-Verfahren die maschinenspezifischen Bedeutungen menschlicher Äußerungen lernen lässt. Dieses Erlernen lässt sich formal auf Grundlage von B. F. Skinners Lerntheorie als das Erlernen von Äußerungs-Bedeutungs-Paaren (Utterance-Meaning-Pairs) modellieren, was am Beispiel einer trivialen kognitiven Heizung gezeigt werden soll. Abschließend erfolgt eine ausführliche semiotische Kontextualisierung der derart modellierten Zeichen.

 

Arnold Groh: Die Widerspiegelung von Körperlichkeit in der Entstehung des Alphabets

Summary. Body-related aspects are reflected in the alphabet in two different ways. On the one hand, features of the body are depicted in the early pictographs and ideographs. On the other hand, the structure of the human body determines the use of signs, with regard to both the perception and the production of signs. A perspective of information theory is outlined, and on this basis the origin and history of the Latin alphabet is discussed.

Zusammenfassung. Die Frage, inwieweit ein Einfluss von Körperlichkeit sich im Alphabet widerspiegelt, kann mit zwei ganz verschiedenen Perspektiven beantwortet werden. Zum einen ergeben sich Einflüsse aus der Wahrnehmung von Körperlichkeit, zum anderen stellt die Körperlichkeit der Schriftnutzer eine Determinante der Schriftgenese dar. Es wird eine informationstheoretische Grundlage formuliert, auf deren Basis die Erörterung der Herkunft und der Geschichte des lateinischen Alphabets erfolgt.

 

Sylvia Jaki: The (Self-)Presentation of Researchers in TV Documentary Formats – A Multimodal Perspective

Zusammenfassung. Interviews mit Wissenschaftler*innen werden in TV-Dokumentationen häufig als Authentizitätsbeweis eingesetzt. Dabei erklären Wissenschaftler*innen komplexe fachliche Sachverhalte oder geschichtliche Entwicklungen, erzählen die Geschichte, wie sie zu ihren letzten bahnbrechenden Ergebnissen kamen, und tragen zur Personalisierung der Sendungen oder der Entwicklung von Argumentationslinien bei. In Anbetracht des großen Erfolgs einiger Doku-Serien liegt es auf der Hand, dass die Darstellung von Wissenschaftler*innen in diesen Formaten das Bild prägt, das sich die Gesellschaft von Universität und Forschung macht. Daher ist es wichtig und somit das Ziel dieses Beitrags, die (Selbst-)Darstellung von Wissenschaftler*innen in TV-Dokus kritisch zu beleuchten. Zu diesem Zweck wurden 26 naturwissenschaftliche und historische Dokumentationen analysiert, wobei verbale, paraverbale und nonverbale Darstellungsmodalitäten berücksichtigt wurden. Ein besonderes Augenmerk dieses Artikels liegt auf den potenziellen Unterschieden in der Darstellung von Frauen und Männern sowie auf dem Vergleich von Sendungen aus verschiedenen Produktionsländern.

Summary. TV documentary film-makers usually consider including academic experts as one of the best ways to demonstrate factual authenticity. In documentary formats, researchers explain complex scientific processes and historical evolutions, narrate a story about their latest findings, give a more personal touch to the show, and move the argument along. Given the success of some documentary series, the academics’ performances on TV shape the image non-academics have of universities and research. It is thus important to critically analyze the practices of how academics are presented and present themselves in TV documentaries, which is the aim of this small-scale study. To do so, this paper has looked at 26 science and history documentaries, taking into account verbal, paraverbal and non-verbal modes of presentation. Specific points of interest are potential inequalities in the presentation of male and female researchers and a comparison of shows from different production countries.

 

Petra Bacuvcíková und Radim Bacuvcík: Lachen in der Fernsehwerbung

Summary. This contribution examines the uses and functions of laughter in television commercials. Based on a database containing 4900 television commercials, a corpus of 1769 spots was compiled, and multimodal aspects of laughter were analysed in this corpus. 14 different parameters related to laughter were annotated (properties of the laughing person or persons, the visual and/or auditory presence of the laughter, context of and cause for the laughter, functions of the laughter in relation to the advertising message, etc.). Laughter is not always related to humour or a comical situation. On the one hand, funny situations can be found in many spots where laughter is absent, while on the other hand, laughter often occurs in situations that are not so funny as to justify its presence. The use of laughter in TV spots is therefore less cogent than one might assume. Its primary function is to illustrate joy and to express positive emotions that should be associated with the product.

Zusammenfassung. Der vorliegende Beitrag untersucht den Einsatz und die Funktionen von Lachen in Fernsehwerbespots. Ausgehend von einer Datenbank mit 4900 Fernsehwerbespots wurde ein Korpus von 1769 Spots zusammengestellt, in dem Aspekte des Lachens in multimodaler Perspektive analysiert wurden. Dabei wurden 14 verschiedene Parameter annotiert, die das Lachen betrafen (unter anderem Merkmale der lachenden Person, Präsenz des Lachens in Bild und/oder Ton des Videos, Kontext und konkreter Anlass des Lachens, Funktionen des Lachens in Bezug auf die Werbebotschaft usw.). Es zeigte sich, dass das Lachen im untersuchten Korpus nicht immer mit Humor oder komischen Situationen korreliert. Einerseits lassen sich in einer Reihe von Spots witzige Situationen finden, bei denen nicht gelacht wird, andererseits tritt Lachen dort auf, wo die dargestellte Situation nicht so witzig ist, dass sie dies rechtfertigen würde. Das Lachen tritt in der Fernsehwerbung somit weniger anlassbezogen als im Alltag oder in manchen anderen Kommunikationsituationen auf. Seine primäre Funktion ist vielmehr, Freude zu vermitteln und positive Emotionen auszudrücken, die mit dem Produkt assoziiert werden sollen.

 

Robert Boroch: Hypostatisation in expanded anthropocentric sign systems

Zusammenfassung. Dieser Beitrag stellt Überlegungen zur Hypostasierung aus der Perspektive der semiotischen Anthropologie vor. Hypostasierung, der Prozess, in dem Abstraktionen als materielle Objekte betrachtet werden, ist von weitreichender Bedeutung für menschliche Kulturen und ihre Entwicklung. Die Argumentation in diesem Beitrag basiert auf der Annahme, dass alle Aspekte des gegenwärtigen sozialen Lebens der Menschen stark in der semiotisch-semantischen Dimension verwurzelt sind, die ganzheitlich verstanden werden sollte. Neue Medien, digitale Medien, Internet, Cyberspace – Techniken der symmetrischen Massenkommunikation – haben einen spezifischen interaktiven Informationsraum geschaffen, in welchem Information die zentrale Rolle spielt und die Form des sozialen Miteinanders beeinflusst. Die in diesem Artikel vorgestellte Theorie beruht grundlegend auf den modifizierten Annahmen der semiotischen Anthropologie (Boroch 2018), die ursprünglich von Milton Singer (Singer 1978, 1984, 1985) vorgeschlagen wurde.

Summary. This contribution presents considerations concerning hypostatisation from the perspective of semiotic anthropology. Hypostatisation, the process in which abstractions are regarded as material objects, is of far-ranging importance for human cultures and their development. The argumentation in this article is based on the assumption that all aspects of contemporary human social life are strongly rooted in the semiotic-semantic dimension, which should be understood holistically. New media, digital media, Internet, cyberspace – techniques of mass symmetrical communication – have created a particular interactive informational space in which information plays the most important role, influencing the shape of social life. The reasoning for the theory presented in this article is based on the modified assumptions of semiotic anthropology (Boroch 2018) originally proposed by Milton Singer (Singer 1978, 1984, 1985).


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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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