Mit ihren Reiseberichten nehmen die deutschsprachigen Autoren teil am internationalen postkolonialen Diskurs. Sie wollen das Bewußtsein für die Probleme der Dritten Welt bzw. für die Problematik der Beziehung zwischen Nord und Süd schärfen. Zu den Erkundern der Dritten Welt in Lateinamerika, Afrika und Asien gehören H. M. Enzensberger, P. Schneider, H. Ch. Buch, M. Walser, U. Timm, H. Loetscher, H. Fichte, B. Kirchhoff, I. Drewitz, G. Grass und L. Rinser. Nicht mit dem überlegenen, besserwisserischen, ausbeuterischen und missionarischen kolonialen, sondern mit dem offenen, wißbegierigen, solidarischen postkolonialen Blick wollen sie das kulturell Andere verstehen. Um die kritische Analyse ihrer Reiseberichte geht es in diesem Band.

Inhalt:

• P. M. Lützeler: Einleitung: Postkolonialer Diskurs und deutsche Literatur
• F. Weidauer: Beteiligter Beobachter, beobachteter Beteiligter. Hans Magnus Enzensbergers Essays zur ‘Dritten Welt’
• P. M. Lützeler: Cortés, Humboldt und die Folgen. Peter Schneider: "Die Botschaft des Pferdekopfs"
• D. Rall: Widersprüchliches aus Mexiko. Heise/Zornack: "Vom Quetzalcoatl zum Pepsicoatl"
• M. Mattson: Anti-Eroberung. Franz Xaver Kroetz: Nicaragua Tagebuch
• A. Mathäs: Neokoloniale Herrschaft und postkoloniales Selbstbewußtsein. Martin Walser: Variationen eines Würgegriffs. Bericht über Trinidad und Tobago
• S. Zantop: Der (post-)koloniale Blick des ‘weißen Negers’. Hans Christoph Buch: Karibische Kaltluft
• M. Rall: Interkulturelle Dialoge. Uwe Timm: "Reise nach Paraguay" und Der Schlangenbaum
• R. Sabalius: Eine postkoloniale Perspektive. Hugo Loetscher: "Brasilien als Beispiel"
• S. Bauschinger: Als postkolonialer Ethnologe in Brasilien. Hubert Fichte: Das Haus der Mina und Explosion
• D. Simo: Die Suche nach einer postkolonialen Sprache. Hubert Fichte: Psyche
• N. Berman: Die Bundeswehr in Somalia und die Frage humanitärer Intervention. Bodo Kirchhoff: Herrenmenschlichkeit
• M. Shafi: Entdeckung und Entfremdung. Ingeborg Drewitz: Mein indisches Tagebuch
• T. Kniesche: ‘Calcutta’ oder Die Dialektik der Kolonialisierung. Günter Grass: Zunge zeigen
• Frederiksen: Begegnung mit Indonesien. Luise Rinser: Dem Tode geweiht? Lepra ist heilbar!

 Pressestimme:

"[…] Auf der einen Seite wirken kolonialistische Haltungen bis in die Gegenwart, auf der anderen Seite werden sie in Frage gestellt, werden die zu Hause gefertigten Bilder des Anderen und Fremden brüchig. Diesen schmerzhaften Prozeß, den die literarischen Texte spiegeln, arbeiten die vierzehn Aufsätze zur deutschen Gegenwartsliteratur heraus. Über das eigentliche Thema hinaus regen sie dazu an, kulturelle, ökonomische und politische Machtverhältnisse nicht nur zwischen den geographisch getrennten Welten schärfer ins Auge zu fassen."
Detlef Grumbach, DeutschlandRadio, 16.11.1998

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Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

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