Cornelia Zierau
Wenn Wörter auf Wanderschaft gehen ...
Aspekte kultureller, nationaler und geschlechtsspezifischer Differenzen in deutschsprachiger Migrationsliteratur

Band 27, 2009, 201 Seiten
EUR 34,80
ISBN 978-3-86057-055-5
Reihe: Stauffenburg Discussion


bestellen


In der Diskussion um Andersheit hat sich seit Anfang der 1990er Jahre unter dem Einfluss der Dekonstruktion Jacques Derridas und der Herausbildung der Postkolonialen Studien viel verändert. Während man Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre davon ausging, das Fremde und das Eigene in Konzepten von Identität und Alterität fassen und einander gegenüber stellen zu können, um darauf aufbauend Brücken zueinander zu finden, stellt sich die Forschungslage seit Ende der 1990er Jahre sehr viel komplexer dar. Aufgrund der Befangenheit in den eigenen Wahrnehmungskategorien gerät das Andere zur Projektion und damit immer wieder zum Spiegelbild des Eigenen. Von daher setzt die Forschung nun bei den Konstruktionen vom Eigenen und Fremden, bei den Konstruktionen von Identität und Differenz selber an. Die entscheidenden Fragen betreffen die Konzeptualisierungsmöglichkeiten von Differenz und Identität und deren Lesbarkeit in literarischen Texten: Wie  artikuliert sich Differenz als fortwährender Prozess, als différance im Sinne Derridas? Wie greifen verschiedene Identitäts- bzw. Differenzbereiche der Kultur, der Nation und des Geschlechts auf der kollektiven und personalen Ebene ineinander? Wie werden verschiedene Identitäts- und Differenzkonzepte in der Literatur verhandelt?
Diesen Fragestellungen wird in diesem Buch nachgegangen. Am Beispiel der deutschsprachigen Migrationsliteratur findet eine intensive Auseinandersetzung mit den literaturtheoretischen Diskussionen um Identität und Differenz in einem globalen interkulturellen Bezugsfeld statt. Darauf aufbauend wird mit der Analyse des Romans Das Leben ist eine Karawanserei von Emine Sevgi Özdamar ein Ansatz zur Betrachtung von transnationaler Migrations- und Minderheitenliteratur entwickelt, mit dessen Hilfe sowohl Verfahren der Konstruktion und Dekonstruktion von nationalen, kulturellen und geschlechtsspezifischen Identitätskategorien als auch die kulturhistorischen Beschreibungen, die in den literarisch verarbeiteten Erinnerungen dem Text inhärent sind, herausgearbeitet werden können. Damit wird zwischen literaturtheoretischen Ansätzen der Postkolonialen Studien und kulturhistorischen Zugängen der Erinnerungsforschung und des New Historicism eine Verbindung gesucht, um das kreative und innovative Potential zu erfassen, das diese Texte bereitstellen und das dazu anregt, über die Neugestaltung unserer nationalen und kulturellen Gemeinschaftsräume nachzudenken.
Rezension:
"Eine differenzierende und realitätsnahe Perspektive, wie sie hier konsequent und überzeugend entwickelt wird, kann der transnationalen Migrationsliteratur in ihren neueren Varianten am ehesten gerecht werden. So stellt der vorliegende Band einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um die Migrationsliteratur dar, indem er nicht nur Konzepte der cultural und postcolonial studies und interessanterweise auch des Erinnerungsdiskurses aufnimmt, sondern sie in überzeugenden Interpretationen unterschiedlicher literarischer Texte konkret auf die Thematik der nationalen, religiösen, geschlechtlichen und sozialen Identitäten und Differenzen – in ihrer literarischen Inszenierung – bezieht. Er soll deshalb abschließend allen an der Thematik Interessierten nachdrücklich empfohlen werden."
Karl Esselborn, in: Zielsprache Deutsch 3/2010.


Zum Seitenanfang

Bei Fragen oder Kommentaren zu diesen Seiten schicken Sie bitte eine E-Mail an:
info@stauffenburg.de
Copyright © 1996-2014 Stauffenburg Verlag
Letzte Änderung: 26.11.2016 10:12:00

AGB  –  Widerrufsbelehrung  –  DatenschutzerklärungImpressum