Emanzipation und Gleichberechtigung sind die politischen Ideale des
Geschlechterwandels. Doch welche historischen Voraussetzungen haben sie und wie
werden sie von Männern und Frauen in unserer Gesellschaft heutzutage umgesetzt?
Der Band nähert sich diesen Fragen über theoretische wie empirisch-fallbezogene
Arbeiten: Angefangen von der Trennung in weibliche Privatsphäre und männliche
Arbeitswelt zu Beginn der Moderne bis hin zur aktuellen Debatte um alternative
Familienformen und gleichberechtigte Partnerschaft zeichnet er den Wandel des
Geschlechterlebens in seinen sozialen, kulturellen wie medialen
Erscheinungsformen nach. Dabei bringen die Beiträge aus Philosophie, Soziologie,
Kunst- und Kommunikationswissenschaft nicht nur die unterschiedlichen Facetten,
sondern auch die gemeinsame Richtung des Wandels zum Ausdruck: Die Entgrenzung
von Leben und Arbeit.
Rezension: „Erfreulich an dem
vorliegenden Band ist, dass durch den historischen Zugang und vor allem durch
den kleinen Schwerpunkt auf der deutschen Nachkriegsgeschichte die bürgerliche
Familien-, Paar- und Arbeitskonzeption deutlich als historische Erscheinung in
den Blick gerät. Bewusst wird, wie verfestigt die bürgerlichen Bilder sind, so
dass die guten Erfahrungen mit anderen Modellen des Zusammenlebens, wie sie in
den 50er Jahren schon einmal praktiziert wurden, nicht frei aufgegriffen werden
können.“ Andrea Günter, in: De
Processibus Matrimonialibus 13 (2006), S. 534.
Aus dem
Inhalt:
Privatsphäre und
Arbeitsleben zu Beginn der Moderne
-
HELGA MEISE: Tagesabläufe. Zum
Verhältnis von Leben und Arbeit in weiblichen Selbstzeugnissen des 17. und 18.
Jahrhunderts, p.19
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SUSANNE BRAUER: Naturgemeinschaft oder
bürgerliche Institution? Mit Hegel auf die Privatheit der Familie blicken,
p.43
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CHRISTINA THREUTER: Häusliches Glück.
Maria Sèthe, Henry van de Velde und Haus Blomenwerf, p.67
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THOMAS LENZ: Konsumierende Frauen,
produzierende Männer? Zum Zusammenhang von Konsumverhältnissen und
Geschlechterzuschreibungen, p.85
-
ANN-SOPHIE BEAU, HEINRICH HARTMANN: Am
falschen Platz? Weibliche Warenhausangestellte im Spannungsverhältnis zwischen
Diskurs und Arbeitssituation, p.99
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MIRIAM HALLER: ‚I would prefer not
to’. Zur Theorie und Textpraxis der Faulheit im Kontext der
Arbeitsgesellschaft, p.117
Emanzipation und
Familienleben in der Nachkriegszeit
-
MICHAELA KUHNHENNE: (K)ein Königreich
für einen Mann. Zur Debatte um die Etablierung alternativer Familienformen in
der westdeutschen Nachkriegszeit, p.139
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ANDREA ŠALINGOVÁ: „Wir erwarten ein
Kind“. Zur Konstruktion von Mutter- und Vaterschaft in Frauenzeitschriften der
1970er Jahre: Ein deutsch-slowakischer Vergleich, p.155
-
THOMAS GROßBÖLTING: Von der „heiligen
Familie“ zur „Ehenot“. Religiöse Familienideale und praktiziertes
Zusammenleben in den 1960er und 1970er Jahren, p.169
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CHRISTEL BALTES-LÖHR: Emanzipation
durch Arbeit? Das Beispiel portugiesischer Frauen in Luxemburg,
p.189
Gleichberechtigung und Partnerschaft an der
Jahrtausendwende
-
UTE LUISE FISCHER: Partnerschaft und
Familie unter Bedingungen der aktuellen gesellschaftlichen Krise, p.213
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ALEXANDRA KARENTZOS: Familienporträts.
Fotografische Inszenierungen bei Richard Billingham und Tina Barney, p.231
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BETTINA HEINZ: Die Umsetzung
egalitärer Ideale im Alltag. Entgrenztes Arbeits-/Privatleben in lesbischen
Familien, p.249
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JULIA REUTER: Geschlechterleben im
Privathaushalt. Die Macht der Gleichheit und die Ohnmacht der Gesten,
p.263.
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