Aus dem Inhalt
Aus dem Inhalt:
Diskussion
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Heidi J. Salaverría: Das Leib-Körper-Verhältnis und der
Pragmatismus: Ein Forschungsbericht, p.129 (abstract/
Zusammenfassung)
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Nicole M. Wilk: Leib, Selbst und Gefühl: Ihre Integrierbarkeit
in eine Theorie des Verstehens, p.153 (abstract/
Zusammenfassung)
Veranstaltungen; Veranstaltungskalender; 11. Internationaler
Kongress der DGS; Vorschau auf den Thementeil der nächsten
Hefte.
Damaris Nübling, Die
prototypische Interjektion: Ein Definitionsvorschlag
Summary.
Interjections are often considered a dumping ground for particles which are
otherwise difficult to classify. This paper investigates the interjectional
spectrum ranging from primary (emotive) interjections (ach and au)
and conative interjections (he, psst) to secondary interjections (oh
Gott, Donnerwetter) and so-called uninflected verbs (ächz, würg).
Interjections are also distinguished from primary sound-imitative onomatopoeia (tatütata),
a category which is also subdivided. By means of a number of functional and
formal criteria of either a mandatory or optional nature, the paper attempts to
group all these units along with others around the prototypical center of
interjections and onomatopoeic expressions; in this taxonomy, functional
characteristics play a central role. The systematic consideration of all these
determinants leads to a complex but more adequate structuring of the
interjectional spectrum and excludes discourse markers (äh, ne)
and baby talk (Wauwau for 'dog').
Zusammenfassung. Interjektionen werden oft als eine Art
Sammelbecken anderweitig nur schwer einzuordnender Partikeln betrachtet. Der
vorliegende Beitrag untersucht das interjektionale Spektrum, das von primären (emotiv-expressiven)
Interjek tionen (wie ach und au) über Appellinterjektionen (he,
psst) und sekundären Interjektionen (oh Gott, Donnerwetter)
bis hin zu so genannten „Inflektiven“ (ächz, würg) reicht.
Dieser Bereich wird von den primär schallimitativen Onomatopoetika (tatütata)
abgegrenzt, die ihrerseits unterteilt werden. Anhand zahlreicher funktionaler
und formaler Kriterien, die wiederum obligatorischer oder fakultativer Natur
sein können, wird versucht, alle diese (und andere) Einheiten um das
prototypische Zentrum der Interjektion und des Onomatopoetikums zu gruppieren;
dabei wird den funktionalen Eigenschaften der Vorrang gegeben. Die systematische
Berücksichtigung all dieser Determinanten führt zu einer komplexen, doch dafür
adäquateren Taxonomie des interjektionalen Spektrums und schließt Gliederungs-
beziehungsweise Gesprächspartikeln (äh, ne) und kindersprachliche Ausdrücke
(Wauwau für ,Hund’) aus.
Chaiqin Yang, Interjektionen
im Sprachvergleich: Deutsch versus Chinesisch
Summary.
This paper contrasts German and Chinese interjections and onomato-poeia. The
phonological, prosodic, graphic, morphological, and syntactic differences are
presented systematically. As expected, particularly glaring differences are
found in the written forms, as the two languages are based on vastly different
writing systems: the primarily phonographic system of German is not as
challenging as the ideographic Chinese system. Chinese interjections use a type
of graphic “interjection indicator“. Chinese also has numerous methods of
reduplication beyond those available in German. Chinese being a typologically
isolating language, its interjections and onomato-poeia are syntactically fully
integrated in contrast to German, which is a highly inflected language.
Zusammenfassung.
Der vorliegende Beitrag kontrastiert deutsche mit chinesischen Interjektionen
und Onomatopoetika. Die phonologischen, prosodischen, graphischen,
morphologischen und syntaktischen Unterschiede werden systematisch
herausgearbeitet. Besonders große Divergenzen treten erwartungsgemäß bei der
Verschriftung auf, da jeweils diametral verschiedene Schriftsysteme zugrunde
liegen: Das primär phonographische System des Deutschen bildet eine geringere
Herausforderung als das ideographisch-syllabische Zeichensystem des
Chinesischen. Bei Interjektionen greift das Chinesische zu einer Art graphischem
Interjektionsindikator. Bezüglich der Reduplikation verfügt das Chinesische über
mehr und andere Verfahren. Im Gegensatz zum flektierenden Deutschen sind die
Interjektionen und Onomatopoetika des isolierenden Chinesischen syntaktisch voll integriert.
Bernd
Pompino-Marschall, Zwischen
Tierlaut und sprachlicher Artikulation: Zur
Phonetik der Interjektionen
Summary.
On the basis of empirical analyses, the phonetic make-up of interjectional
utterances is discussed in the framework of prosodic modulations of speech
utterances. The phonetic structure of interjections varies continuously between
canonical pro-nunciation of content words (secondary interjections) at one end
and phonotactically aberrant quasi unarticulated vocal gestures (hezitation
vocalizations) at the other end of the scale. A modelling of these phenomena
according to the prosodic modulation of “articulatory tonicity“ is proposed.
Zusammenfassung.
Die unterschiedlichen phonetischen Ausprägungen interjektionsartiger Äußerungen
werden – anhand konkreter Analyseergebnisse von spontan-sprachlichem Material
– unter dem Aspekt der im weitesten Sinn prosodischen Variation
lautsprachlicher Äußerungen diskutiert. Die phonetische Ausprägung der
Interjektionen reicht dabei von kanonisch korrekter Aussprache von Inhaltswörtern
(bei sekundären Interjektionen) bis hin zu phonotaktisch defekten, quasi
unartikulierten Lautgesten (zum Beispiel bei Verzögerungslauten), wobei die Übergänge
zwischen diesen beiden Polen kontinuierlich verlaufen. Eine Modellierung dieser
Phänomene nach der Prosodie des „artikulatorischen Tonus“ wird
vorgeschlagen.
Sabine
Kowal / Daniel C. O'Connell, Interjektionen
im Gespräch
Summary.
The following article analyzes a television interview of Günter Gaus with
Katarina Witt in the series Zur Person. Three linguistic hypotheses
regarding the use of interjections in oral discourse are empirically tested: (1)
ÄH belongs to the word class of interjections (Ehlich 1986); (2) since
interjections are not syntactically embedded, their production always involves
isolation by preceding and following pauses from accompanying oral utterances (Ameka
1992, 1994); (3) the sentence substitutes ja and nein are
functionally interjections when emotionally laden, and in this setting deviate
in their phonetic realization from standard forms (Tesnière 1936). These
hypotheses were examined with regard to the characteristic distributions of ÄH,
interjections, and ja and nein in three positional categories,
operationalized as follows: relative to articulatory phrases (initial, medial,
final, or isolated); between or within turns; and at the beginning of quoted
speech within a turn. The findings allow the rejection of all three hypotheses
although, in the case of the third hypothesis, with some reservations regarding nein.
Zusammenfassung. In der vorliegenden Analyse eines Fernsehinterviews von Günter Gaus mit
Katarina Witt aus der Sendereihe Zur Person werden drei linguistische
Hypothesen über den Gebrauch von Interjektionen in mündlichen Äußerungen
empirisch überprüft: (1) ÄH gehört in die Ausdrucksklasse der Interjektionen
(Ehlich 1986); (2) da Interjektionen syntaktisch isoliert sind, werden sie in mündlichen
Äußerungen immer durch vorausgehende und nachfolgende Pausen abgegrenzt (Ameka
1992, 1994); und (3) die Satzwörter ja und nein zählen zu den
Interjektionen, wenn sie emo-tional aufgeladen sind und deshalb in ihrer
phonetischen Realisierung von den Standardformen abweichen (Tesnière 1936).
Diese Hypothesen wurden anhand der charakteristischen Distributionen von ÄH,
Interjektionen und ja und nein in drei verschiedenen
Positionskategorien überprüft: in Relation zu artikulatorischen Phrasen (initial,
medial, final oder isoliert), zwischen oder innerhalb von Redebeiträgen und am
Anfang zitierter Rede innerhalb eines Redebeitrags. Die Analyseergebnisse
widerlegen alle drei Hypothesen mit Einschränkungen bezüglich der dritten
Hypothese.
Claudia
Schmidt, Interjektionen im
Zweitsprachenerwerb
Summary.
In research on second language acquisition, units of spoken language such as
interjections have for the most part not been taken into account. The reason for
this neglect is primarily the strong emphasis given to syntax in the analysis of
the process
of second language acquisition. In foreign language teaching, a similar
phenomenon is evident, despite the growing acknowledgement of the importance of
communicative competence as a learning goal. The present article investigates
the reasons for this lack of research and discusses some approaches to the
acquisition of interjections. On this basis, suggestions are made for future
research. Didactic proposals for dealing with interjections in foreign language
instruction are developed on the basis of a case study of teaching materials for
German as a Foreign Language.
Zusammenfassung.
Einheiten der gesprochenen Sprache wie Interjektionen haben in der
Zweitsprachenerwerbsforschung bisher kaum Berücksichtigung gefunden. Ursache
hierfür ist vor allem die starke Syntaxorientierung bei der Analyse von
Erwerbsverläufen. In der fremdsprachlichen Unterrichtspraxis zeigt sich trotz
der zunehmenden Bedeutung der kommunikativen Kompetenz als Lernziel eine ähnliche
Situation. Der vorliegende Beitrag untersucht die Gründe für dieses
Forschungsdefizit und diskutiert einige Thesen zum Interjektionserwerb. Darauf
aufbauend werden zukünftige Forschungsperspektiven entwickelt.
Didaktisierungsvorschläge für die Behandlung von Interjektionen im
Fremdsprachunterricht werden auf der Grundlage einer exemplarischen Analyse von
Deutsch-als-Fremdsprache-Lehrwerken gewonnen.
Dagmar
Schmauks, Die Visualisierung
von Interjektionen in Werbung und Comic
Summary.
The visualization of interjections in advertisements and comics is a special
case of making audible phenomena visible. It is shown that this process consists
of three steps: (1) In keeping with the phonology of the language in question,
the sounds are first reproduced through speech. This is done either by
introducing specific expressions (“crowing“) or by copying the sound as
closely as possible (“cock-a-doodle-doo“). (2) Specific means of design are
used in writing down these expressions, for example the multiplication of
graphemes (“psssst!“, “oooooh!“). (3) Finally, visual for-matting frees
interjections and sound expressions from the grid of the text. Variations in the
sign's form, color, size, and orientation express additional characteristics of
the original acoustic impression.
Zusammenfassung.
Die Visualisierung von Interjektionen in Werbung und Comics ist ein Sonderfall
der Aufgabe, Hörbares sichtbar zu machen. Es wird gezeigt, dass diese Umsetzung
aus drei Schritten besteht. (1) Zunächst werden Geräusche – dem Lautsystem
der betreffenden Sprache entsprechend – durch die gesprochene Sprache
wiedergegeben, indem man eigene Ausdrücke einführt („krähen“) oder den Höreindruck
so getreu wie möglich wiedergibt („kikeriki“). (2) Bei der Verschriftung
dieser Ausdrücke werden spezielle Gestaltungsmittel eingesetzt wie etwa die
Graphemballung („psssst!“, „oooooh!“). (3) Die Visualisierung schließlich
löst Interjektionen und Geräuschwörter aus dem Raster des Fließtextes und
gestaltet sie durch Variationen von Form, Farbe, Größe und Richtung der
Zeichen derart, dass zusätzliche Aspekte des ursprünglichen Höreindrucks
wiedergewonnen werden.
Heidi
J. Salaverría, Das Leib-Körper-Verhältnis
und der Pragmatismus:
Ein Forschungsbericht
Summary.
When it comes to the question of the body, contemporary philosophy tends to be
split in two camps: While some philosophers concentrate on the external
perspective of the physical body (Körper), others emphasize the internal
perspective of the felt body (Leib). The pragmatist stance suggests a joint
treatment of both aspects with a focus on their mutual relations and historical
changes. Rather than being taken as fundamental, each aspect is regarded as a
complex sign referring to the other within a variable somatic habit. In this
way, pragmatism tries to avoid one-sided views such as those of reductive
physicalism, linguisticism, or transcendental phenomenology. The somatic habit
is conceived as dependent on social norms which are manifested in the actions of
the felt physical body. In conclusion, it is proposed to apply pragmatism in the
analysis of sports and thereby to gain new insights into the way in which the
physical and the felt body interact in public life.
Zusammenfassung. Während die dualistische Tendenz in der Philosophie fortbesteht, entweder
den Körper außenperspektivisch oder den Leib innenperspektivisch zu
reflektieren, kann mit der Philosophie des Pragmatismus das Leib-Körper-Verhältnis
in seinen Wechselbeziehungen transformativ in den Blick genommen werden. Dabei
wird weder der Leib noch der Körper als unhintergehbar postuliert, sondern
beide Perspektiven verweisen als variable Gewohnheiten semiotisch aufeinander.
Damit wird eine Konzeption vorgeschlagen, die philosophische Vereinseitigungen
zugunsten eines reduktiven Physikalismus, eines Sprachidealismus oder einer
Leibtranszendenz umgeht und stattdessen den handelnden Leib-Körper mit seinen
Gewohnheiten in den Vordergrund stellt. Diese leib-körperlichen Gewohnheiten
inkorporieren überdies gesellschaftliche Normen als sozialen Habitus, der sich
im handelnden Leib-Körper niederschlägt. Als Konsequenz wird eine Anwendung
des Pragmatismus in der Sportwissenschaft vorgeschlagen, durch die sich neue
Einsichten in das Leib-Körper-Verhältnis im öffentlichen Leben gewinnen ließen.
Nicole
M. Wilk, Leib, Selbst und Gefühl:
Ihre Integrierbarkeit in eine Theorie des Verstehens
Summary. Within semiotic
theorizing there are competing conceptualizations of the role the body plays in
processes of human understanding. These conceptualisations differ in the ways in
which corporeality, individuality, and subjectivity are connected with the usual
semantic categories, but all of them run the risk of separating the world of
facts from the world of perceptions. The author of the present contribution
summarizes the semiotic reasoning developed in the 1990s concerning body signs
and sign bodies, and proposes to integrate affects, emotions, and bodily
perception as constitutive elements within a body-semiotic hermeneutic theory.
For this purpose, she designs a psychoanalytically inspired model based on the
assumption of language, self, and psyche mutually structuring one another.
Zusammenfassung.
Bei der Auswertung der Forschungsliteratur zur Rolle der Leiblichkeit in
semiotischen Verstehenstheorien stößt man auf konkurrierende Ansätze, die
sich zumeist in der Art unterscheiden, wie das Leibliche, das
Individualpsychische und das Subjektive zu bestehenden semantischen Kategorien
hinzugerechnet werden. Durch diese Additionsverfahren jedoch drohen die Welt der
Tatsachen und die Welt der Empfindungen weiter auseinanderzufallen. Unter
Bezugnahme auf die von der Semiotik in den 90er Jahren angestoßenen
subjekttheoretisch gewendeten Körperzeichen- und Zeichenkörper-Theorien schlägt
die Autorin vor, Affekte, Emotionen und leibliches Empfinden als konstitutive
Elemente in eine leib-semiotische Hermeneutik zu integrieren. Sie entwirft zu
diesem Zweck ein von psychoanalytischen Sprachkonzepten inspiriertes Modell, das
auf der Annahme eines prinzipiellen Struktur- und Bedingungsverhältnisses
zwischen Sprache, Selbst und Psyche basiert.
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